“Seitdem die Zeitung gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur Massenpresse expandierte und in Politik wie in Alltagsleben, Wirtschaft und Kunst das zentrale Nachrichtenmedium war, wurden auch die in ihr berichteten Vorkommnisse als bedeutungsvolle Meldungen gespeichert. In den Archiven lagert seitdem die papierene Wirklichkeit von gestern.
Der Ausschnitt war ein Informationsstück, das mit vielen anderen seiner Art zusammen einen Teil der eben vergangenen und außer der Zeitung an keiner Stelle so minutiös gespeicherten Zeit festhalten konnte. … Es ging um das öffentlich Wahrnehmbare, das von möglichst vielen Menschen fast zeitgleich gelesen werden konnte. Und schließlich ging es um die thematische Breite und Vielfalt der Zeitung, die mit keinem anderen Medium der Zeit vergleichbar war.”
– Anke te Heesen: Der Zeitungsausschnitt. Ein Papierobjekt der Moderne, Frankfurt am Main 2006, S. 9
“1908 forderte Martin Spahn auf dem Internationalen Kongress für historische Wissenschaften in Berlin in seinem Vortrag «Die Presse als Quelle der neuesten Geschichte und ihre gegenwärtigen Benutzungsmöglichkeiten» seine Zunft auf, eine wissenschaftliche Methodik für die Zeitung zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass Zeitungen prinzipiell in den Rang von historischen Quellen erhoben und von Bibliotheken und Instituten gesammelt würden.”
– Anita Ulrich: Zeitungsausschnittsammlungen. „Dokumentationen der Gegenwart für die Zukunft“, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 60 (2010), S. 13–22
“Blickt man insgesamt auf das 20. Jahrhundert zurück, so lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der geschichtlichen Überlieferung der öffentlichen Meinung praktisch exklusiv in Zeitungsausschnittsarchiven lagert, ein kultureller Schatz, dem oftmals viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.”
– Kurt Habitzel und Günter Mühlberger: Öffentliche Zeitungsausschnittsarchive in Deutschland, Österreich und der Schweiz: ein statistischer Überblick, in: info7 16 (2001), Nr. 2, S. 92-97
“Mit dem Welt-Wirtschafts-Archiv in Hamburg trat ab 1908 neben die Vermarktung von Information im Zeitungsauschnittbüro deren Verwissenschaftlichung durch eine systematische, an den Prinzipien der Organisationskunde entwickelten Struktur. In der Naturgeschichte geschulte Männer, mit Sammeln und Beobachten vertraut, entwarfen ein Speicherungs- und Schlagwortsystem, das die täglich anwachsende Menge der Ausschnitte ordnete. Archivboxen sorgten für eine unbeschadete Existenz, und Karteien ermöglichten den Zugriff auf voll gepackte Regale.”
– te Heesen, S. 15
“Viele HistorikerInnen, die mit Pressequellen arbeiten, werten nicht komplette Zeitungen aus, sondern nutzen Presseausschnittsammlungen. Diese wurden bislang jedoch nur vereinzelt digitalisiert. Hervorzuheben ist, etwa für die Wirtschaftsberichterstattung, die digitalisierte Sammlung Pressemappe 20. Jahrhundert des Hamburger Weltwirtschaftsarchiv, die immerhin über 5,7 Millionen Zeitungsausschnitte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts umfasst.”
– Frank Bösch: Mediengeschichte. Archive und Online-Ressourcen für die Forschung, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Hrsg. von Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Annette Schuhmann, 2. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2018 (=Historisches Forum, Bd. 23), S. E.4-1 – E.4-18, DOI: 10.18452/19244.
“Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv übernahm eine Vorbildfunktion für zahlreiche andere Zeitungsausschnittarchive, mit mehr als 18,5 Millionen Zeitungsausschnitten (im Jahr 1998) entwickelte es sich zum größten Zeitungsausschnittarchiv in Europa.”
– Ulrich, S. 20